Der Mensch versucht seit Beginn seiner Evolution, seine Umwelt zu formen, zu beeinflussen und zu beherrschen. In vielen Bereichen gelingt ihm das auch in zunehmendem Umfang, nur die Zeit entzieht sich hartnäckig allen Bemühungen, sich dem Menschen zu unterwerfen und so durch Zeitreisen einen uralten Traum der Menschheit wahr werden zu lassen.
Vorwärts in die Zukunft
Die in der Literatur und im Film thematisierten Zeitreisen gehen dabei in beide Richtungen. Die Reise in die nahe oder entfernte Zukunft spielt dann mit den extrapolierten Möglichkeiten von heute und zeigt auf, wie ein mögliches zukünftiges Szenario aussehen könnte, wenn der jetzige Weg unverändert weiter beschritten wird. Dabei wird die futuristische Gesellschaft der Zukunft oft sehr kritisch dargestellt, denn viele Autoren haben durchaus den Wunsch, ihre Leser aufzurütteln und nachdenklich zu stimmen.
Die Reise in die Zukunft ist vielleicht deshalb so besonders faszinierend, weil sie aus wissenschaftlicher Sicht rein theoretisch möglich ist. Zwar fehlen noch die technischen Möglichkeiten für den Menschen, aber da diese irgendwann einmal entwickelt werden könnten, spricht nichts dagegen, diesen Traum zu verwirklichen.
Zurück ins Gestern
Die andere Richtung, die Reise in die Vergangenheit, wird in der Literatur und im Film genauso gerne eingeschlagen. Oft möchte der Zeitreisende in der Vergangenheit ein Geheimnis aufdecken oder aber ein Ereignis verhindern, welches sich in der Zukunft negativ ausgewirkt hat.
Intellektuell reizvoll ist bei den Zeitreisen in die Vergangenheit das Problem der Paradoxa – als alter Mensch begegnet man sich selbst im Kindesalter – und der Verletzung der Kausalität. Die von den Autoren vorgeschlagenen Lösungen spielen dann gerne mit der Idee der unendlich zahlreichen Paralleluniversen; sie postulieren, dass man zwar in der Zeit zurück reisen könne, aber in die Vergangenheit einer parallelen Welt käme, damit es nicht zur Verletzung der Kausalität kommt.
Zeitreisen als Genremix
Das faszinierende an den Zeitreisegeschichten ist unter anderem, dass sie besonders bei den Reisen in die Vergangenheit einen Genremix ermöglichen. Der Mystery – oder Science Fiction – Ansatz liegt in der Zeitreise selbst, ein großer Teil der Handlung kann sich aber dann eher im Bereich des historischen Romans bewegen. Dieses Spiel mit den Kontrasten macht ein Buch über eine Zeitreise sehr schillernd und abwechslungsreich.
Darf der Zeitreisende in der Vergangenheit etwas verändern, kommt als weiterer faszinierender Aspekt sicher die Assoziation zu schöpferischer Kraft hinzu. Der Zeitreisende ist dann quasi Herr über Leben und Tod, wenn er zum Beispiel in der Vergangenheit die Geburt eines Bösewichts verhindern kann. Und wer genießt zumindest in der Fantasie nicht gerne einmal das Gefühl, mehr oder weniger Herr des Universums zu sein!