Wenn man die menschliche Geschichte betrachtet, zieht sich die Gewinnung von Raum und Macht wie ein roter Faden durch die Jahrhunderte. Keine Kultur oder Nation konnte der Verlockung widerstehen, durch diplomatische oder meist militärische Interventionen ihre Einflusssphäre auszuweiten und an Macht und finanzieller Stärke zu gewinnen.
Ob Cäsar oder Dschingis Khan, Napoleon oder Alexander der Große, das britische Empire oder die spanischen Conquistadores, die Ausweitung des Herrschaftsbereiches war immer ein vorrangiges Thema und wurde unter Inkaufnahme horrender Opfer über lange Zeit hin unerbittlich betrieben. Kein Wunder, dass sich dieser imperialistische Ansatz auch in den verschiedenen Produkten der Science Fiction wieder findet.
Das anthropozentrische Weltbild gilt universell
Ein treibender Faktor für imperialistische Anstrengungen war sicher die anthropozentrische Einstellung speziell der weißen Völker des Westens, sie seien die Krone der Schöpfung und hätten daher das verbriefte Recht, sich alles zu nehmen, auf das ihr begehrliches Auge fiel. Der Mensch leitet diese Haltung schon aus der Bibel ab, und eine religiöse Motivation hat sich schon immer als sehr stabil und leider oft aggressiv erwiesen.
Folgerichtig haben viele Werke im Bereich der Science Fiction diesen imperialistischen Ansatz übernommen und zeigen ihre Protagonisten dabei, wie sie überwiegend mit militärischer Macht versuchen, sich attraktive Planeten, Gesellschaften und Ressourcen untertan zu machen.
Erkennt schon der Imperialismus die Gleichheit der Menschen nicht an, sondern macht gravierende Unterschiede basierend auf Hautfarbe, Religion, Kultur und technischer Entwicklung, so gilt das umso mehr für eine fremde Spezies, die womöglich das Aussehen eines Insekts oder Reptils hat.
So wird unter Umständen gar nicht erst versucht, mittels Kommunikation und Diplomatie zu einer friedlichen Koexistenz zu finden, sondern die Weltraumkanonen werden bestückt und der erste Raumkreuzer der Aliens wird flugs in Schutt und Asche gelegt. Reden kann man dann immer noch….
Anthropozentrische Naivität führt im Weltall oft zum Scheitern
Science Fiction ist eng verknüpft mit Gesellschaftskritik und dem Entwurf warnender Szenarien. So gibt es zwar etliche Autoren, die den Triumph des Menschen auch über fremde Spezies anderer Welten zeigen, aber sehr viele demonstrieren in ihren Werken auch die hoffnungslose Naivität dieses egozentrischen Weltbildes.
Der Mensch in seiner Arroganz, so zeigen sie in ihren fiktiven Welten auf, unterschätzt und geringschätzt die Intelligenz anderer Wesen nur zu gern und läuft in die Falle, die er sich selbst gestellt hat. Mögen die Wesen auch wie Spinnen aussehen, sie sind bezüglich Intelligenz und Technologie der Menschheit vielleicht haushoch überlegen und verweisen sie auf den ihnen zustehenden Platz.
Möglicherweise trägt ja der Umweg über das Scheitern in fiktiven Welten dazu bei, auch auf der real existierenden Erde die eigenen Strategien zu hinterfragen und weg vom so zerstörerischen Imperialismus zu einer toleranteren und wertschätzenderen Einstellung zu finden.
Doch selbst wenn dieses Ziel nicht erreicht werden sollte, sind die Werke großer Science Fiction-Autoren immer noch eine großartige Unterhaltung, die zum Nachdenken anregen kann.